Freitag, 10. Juli 2015

Sechs Mönche des Sera Jey Ngari Khangtsen streuen ein Sandmandala


Das Sera Jey Monastery in Karnataka ist eines der ältesten tibetischen Flüchtlingskloster in Südindien. Sechs seiner Mönche streuen seit Anfang dieser Woche im Tibet Kailash Haus in Freiburg ein traditionelles Sandmandala. 

Es ist warm und still. Geshe Lobsang Tashi, Geshe Nawang Zangpo und Ngarampa Thupten Nyima beugen sich über das Podest und schütten das vorgezeichnete Muster mit farbigem Sand auf. Hochkonzentriert und entspannt zugleich. Sie haben keine Eile. Das Kunstwerk wächst stetig, morgen, am Samstag, wird es fertig sein. Circa zwei mal zwei Meter, ein Mandala, das den universellen Frieden ausdrückt und erschaffen wird mit dem Wunsch, diesen Frieden zu verbreiten.


Westliche Kunst entsteht aus dem Individualismus und feiert ihn. Östliche Kunst dagegen - die tibetische wie auch die japanischen Zen-Künste Kalligrafie, Tuschemalerei und Ikebana -ist überpersönlich. In langen mühsamen Lehrjahren hat sich der Künstler, die Künstlerin, so geschult, dass nicht das Ego, sondern die uns allen innewohnende Weisheit und strahlende Stille den Pinsel führt, den Sand schüttet, die Blumen steckt. Ein solches Kunstwerk zu betrachten ist Meditation: Weisheit und Stille strahlen auf den Betrachter zurück.

Und doch ist ein Kunstwerk nur für den Augenblick gemacht, eine Manifestation der unablässigen Veränderung alles Seienden. Als Zeichen dafür wird das fertige Sandmandala morgen, Samstag, mit einem Ritual aufgelöst und gegen 18 Uhr in einer Zeremonie der Dreisam übergeben, dem kleinen Freiburger Fluss, der nie aufhört zu fließen.

Morgen von 15 bis 20 Uhr wird im Tibet Kailash Haus ein Sommerfest aus Anlass des 80. Geburtstags des Dalai Lama stattfinden. Mehr darüber unter diesem Link.                                                                              

2 Kommentare:

  1. Der jüdische Ethnologe Werner Muensterberger schrieb, wie ich gerade lese, schon in den Vierzigerjahre in seinem Buch 'Naturvölker und ihre Dichtkunst', dass der Abendländer nichts verstäht von den Kulturen anderer Kontinente. Er lehnt den Eurozentrismus ab, wobei Europa als überlegen gesehen wird, und die europäische Normen und Werte der einzige Massstab sind. In seiner Studie der Poesie aus Ozeanien, Afrika und Amerika fällt ihm besonders den geringen Egozentrismus auf, im Gegensatz zu 'der oft leidenschaflichen Ich-Sucht der Europäischen Dichter'!!

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    1. Als ich anfing, Erzählungen und Gedichte zu veröffentlichen, war ich bestürzt über die Egos, die mir im sogenannten "Literaturbetrieb" begegneten. Viele Autoren können wunderbar von Liebe, Güte und Bescheidenheit erzählen, bemühen sich aber als Menschen nicht um diese Qualitäten.

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