Sonntag, 12. März 2017

Museumsinsel Hombroich


Ich lernte Karl-Heinrich Müller vor etwa zwanzig Jahren bei einem Retreat mit Thich Nhât Hanh kennen. Ein Immobilienmakler, der Kunst liebte; ein Sammler, der sich einen Traum erfüllt hatte: eine "Insel" für seine Sammlung zu schaffen, auf der Natur und Kunst, Musik und Literatur einander inspirieren können. Karl-Heinrich Müller war auch ein zutiefst spiritueller Mann, und wir begannen ein Gespräch. Jahre später schlug ich dem SWR ein Feature vor über das Museum, das Karl-Heinrich Müller inzwischen in eine Stiftung überführt hatte, und fuhr auf seine "Insel", eine Auenlandschaft in der Nähe von Neuss: die Museumsinsel Hombroich.

Die Museumsinsel kann man nicht beschreiben, man muss sie erleben: Die atemberaubende Architektur (vor allem die von Tadao Ando), der Graubner-Pavillon, die ehemalige Raketenstation auf dem Gelände, die damals gerade zu einem Ort der Kunst umgebaut wurde, die Landschafts-Architektur. Ich unterhielt mich mit Karl-Heinrich Müller über Kunst und Spiritualität; saß im Häuschen des Beuys-Schülers Anatol neben dem prasselnden Holzofen und ließ mir von der Aufbruchszeit damals an der Düsseldorfer Akademie erzählen, als Anatol Beuys mit einem Kahn über den Rhein zurückholte, nachdem dieser entlassen worden war. Ich streifte durch die Wiesen, lauschte den Vögeln, entdeckte in den Pavillons - die selbst begehbare Skulpturen sind - geliebte Künstler wie Brancusi und Graubner, aber auch Statuen der Khmer und aus der Ming-Zeit und sitzende Buddhas voll ewiger Ruhe. Ich sah dem Spiel von Licht und Schatten zu, hörte die fast greifbare Stille und blieb drei Tage.

Karl-Heinrich Müller, dieser große Mäzen und bescheidene Mensch, ist tot, Anatol ist tot, und mein Feature ist nicht mehr in der SWR-Mediathek zu finden. Auch das gehört zur Vergänglichkeit, zum unablässigen Fließen der Phänomene. Nichts bleibt. Aber - noch - gibt es die Stille und das Licht und die Kunst auf der Museumsinsel Hombroich.

Im Frühjahr ist sie am schönsten. Und: Man sollte ganz früh dort sein, am besten als Erste. Hier die Homepage der Insel.

2 Kommentare:

  1. Liebe Margrit,
    ...und ein Kirkeby Feld gibt es dort auch, lese ich! Ach diese Vergänglichkeit...das gibt mir einen Stich ins Herz.
    Wie heisst das Feature denn? Habe auf Deiner Seite so viele interessante Features gefunden und finde es ganz bedauerlich, dass sie nicht (oder fast nicht? )wiederholt werden...So gute Themen hast Du vertont. Und sogar einmal mit dem von mir so gemochten Mathias Habich :-)
    In jedem Fall möchte ich sie auch einmal besuchen, die Insel.Das klingt sehr einladend und inspirierend. Und vor allem frei.
    Herzliche Frühlingsgrüße aus München,Taija

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    1. Das Feature heißt "Die Insel der Begegnung". Und ja, fahre unbedingt dort hin, am besten mit dem Auto (es ist weit ab von allem) und nimm Dir in der Nähe ein Zimmer, um ganz in die Atmosphäre des Ortes einzutauchen. Es ist unbeschreiblich schön dort. Liebe Grüße nach München.

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