Dienstag, 6. Februar 2018

Künstler der Stille #6: Wolfgang Laib


Ich habe lange gebraucht, meinen Lieblings-Künstler hier in der Serie "Künstler der Stille" vorzustellen. Weil er die stillsten intensivsten Kunstwerke erschafft, die in meiner Seele wohnen, und da wollen sie nicht gestört werden. Weil ich nicht viel über ihn sagen möchte (im Video spricht er ungewöhnlich viel, also überlasse ich das Sprechen ihm). Weil seine Arbeit mir so wichtig ist, dass ich zu seinen Ausstellungen durch halb Europa reise: Wolfgang Laib.

Ich stehe dann eine Stunde vor einem dieser betörenden Teppiche aus Blütenpollen in meiner Lieblingsfarbe Sonnengelb. Ich stelle mich in eine seiner Bienenwachskammern, und der Duft ist so intensiv, dass ich die Kammer verlassen muss, weil mich dort etwas zu überwältigen droht - nicht negativ, auch nicht positiv. Sondern etwas, das sich um mich als kleine Person gar nicht kümmert: Natur, einfach Natur. Ich sehe seine wunderbaren Milchsteine - die Verbindung des ewigen Steins mit der flüchtigen Milch - und finde in diesem kleinen Rechteck den ganzen Kosmos. Und seine "unbesteigbaren Berge" aus indischem Reis zeigen mir, was "klein" und "groß" wirklich bedeuten und was ein wahrhaft heiliger Berg ist: Einer, den ich als Mensch nie besteigen kann. Ein kleiner Berg aus Reis.

Das Bild ist aus dem Band "Wolfgang Laib", Hatje Cantz Verlag

Wolfgang Laib erschafft Meditationsobjekte, die mich auf eine innere Reise schicken. Eigentlich brauche ich weder einen Zendo noch ein Retreat. Ich brauche die Blütenpollenteppiche, die unbesteigbaren Berge, die Zikkurats und Wachsschiffe. "Art is about not knowing where you are going." (W. L.) 

So ist es.

4 Kommentare:

  1. ...ich rieche den Honigduft jedes Mal wieder, wenn ich an die große Ausstellung im Münchener Haus der Kunst denke. Das war 2003. Und immer noch der Duft der Pollen, die Wärme des Wachses, die sanfte Stille seines Schaffens, spürbar in allen Objekten. Man mochte sich so gerne niederlassen auf der Bienenwachstreppe und für den Moment verschmelzen...ein schönes Filmchen, bislang kannte ich nur sein Werk ohne ihn. Liebe Grüße, Taija

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    1. Ja, er lebt das, was er erschafft. Werk und Künstler eine Einheit. Klingt selbstverständlich, ist aber so selten! Liebe Grüße nach München.

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  2. Was für schöne Worte für so einen bemerkenswerten Künstler!! Es gibt ein Foto von einem jungen Trompeter in den Bergen - Laib's Kommentar: "Er spielt für die Steine.."

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    1. Das leuchtet mir sofort ein. Steine und Pflanzen sind die wunderbarsten Zuhörer.

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